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Benjamin Schmidt (D)

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(official homepage)

Benjamin Schmidt wurde 1989 in einem kleinen unscheinbaren Ort namens Pößneck geboren und wohnt nun seit vielen Jahren als gebürtiger Thüringer in Berlin, wo er hauptberuflich als Grafiker bei einem örtlichen Veranstalter arbeitet.

Seit 2010 liefert der charmante Querkopf seinem Publikum nicht gerade leichte Kost. Treffend ehrlich und mit schmerzhafter Offenheit entkleidet der Künstler den Menschen und blickt dabei so tief in persönliche und gesellschaftliche Abgründe, dass der ein oder andere sich schamhaft Augen und Ohren zuhalten möchte.
Doch mit seinen Worten reißt er sich und seine Leser aus jeglicher schützender Deckung und schafft Platz für ein ganzes Konglomerat an Emotionen.

Durch einen Selbstmordversuch 2009 erlitt er eine inkomplette Querschnittslähmung und ist seitdem auf einen Rollstuhl angewiesen, was nicht weiter tragisch ist, da er ohnehin lieber sitzt.

Dicht an dieses Schicksal geknüpft begann seine schriftstellerische Tätigkeit. Der Lyrikband „Und übrig bleibt nur Stille“ erschien. 2012 folgte der zweite Band „Hinter den Wänden der Ohnmacht“, der den befreundeten Künstler Mozart (Autor und Kopf der Band „Umbra et Imago“) dazu bewegte, Benjamin Schmidt auf eine gemeinsame Lesung in einem nahe an München gelegenen Swinger-Club einzuladen. Diese erfolgreiche Lesung fand dann im September 2014 statt und wurde zum Beginn weiterer Live-Darbietungen von Benjamin Schmidt.

Wenig später folgten also mehrere Lesetouren, darunter die „Sex, Drugs & LiteraTOUR“ mit dem befreundeten Kollegen M.Kruppe, und die Veröffentlichung des ersten Romans „Gegenüber von Glücklich“, der vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Inhaltlich wusste er mit Authenzität und nüchterner Tragik zu überzeugen. Die sprachliche Entwicklung des Romans mit dem voranschreitenden Alter des jungen Protagonisten stellte eine weitere Besonderheit dieses Werkes dar.

2015 wurde dann der bereits vergriffene Debüt-Lyrikband „Und übrig bleibt nur Stille“ mit neuem Design neu aufgelegt. Eigens für diese Wiederveröffentlichung schrieb Mozart ein anerkennendes Vorwort, in welchem er Benjamin Schmidt als Hofpoeten des Gothic und sogar als Virtuosen der Untergrund-Lyrik bezeichnete.

„Die Lyrik pfeift erbarmungslos durch den Gehörgang, ja, hier spricht das richtige Leben, es predigt der Misanthrop, es triumphiert die schmutzige Wahrheit, es grinst der Sarkasmus! Es weint aber auch der Entrechtete, es flüstert die Hoffnung, es lacht der Galgenhumor und es wärmt die Seelen…
Das sind Komponenten eines Sekundenklebers: Ist erst die Emulsion im Ohr, dann klebt es wie Pech im Schädel des Hörenden.“
Und genau das ist es, womit Benjamin Schmidt auch live seine Zuhörer zu begeistern weiß. Denn während er in seinen Romanen zumeist einen direkten Sprachstil, ohne viel Schnörkel, für angebracht hält, wird er in seiner Lyrik geradezu bildgewaltig und vermag es ebenso sensible Gedanken wie verstörende Horrorszenarien zum Leben zu erwecken.

Auch sein jüngster Roman „Schon immer ein Krüppel“ konnte inhaltlich seine Leser berühren. Trotz des persönlichen Hintergrunds und den drastischen Beschreibungen der doch sehr sensiblen Thematik, gelang ihm mit schwarzem Humor und erfrischender Unbefangenheit eine hinreißende Geschichte über den Umgang mit gesunden Menschen und die Schönheit des Makels. Das Buch erregte in den folgenden Jahren viel Aufmerksamkeit und wurde in der Presse und diversen Online-Plattformen ausnahmslos positiv besprochen.

Der erste Erzählband „Sex, Drogen und Literatur“ erschien 2017 und enthielt eine Sammlung zu verschiedenen Zeiten entstandener und thematisch völlig unterschiedlicher Bühnentexte, die mal frech und provokant, mal humorvoll und skurril, mal zynisch und frivol, mal romantisch und verträumt, vor allem durch ihre künstlerische Vielfalt zu überzeugen wussten. Außerdem finden sich in diesem Buch die in dieser direkten Form bisher kritischsten Texte von Benjamin Schmidt, die sich offen gegen rechtes Gedankengut, politische Manipulation und Massenhysterie, Gleichschaltung und starrköpfige Meinungsmache aussprechen. Wobei betont werden muss, dass der Autor selbst seinen Werken sehr kritisch gegenüber steht und den Standpunkt vertritt, sich selbst immer wieder in Frage stellen zu müssen. Auch werden seine Texte oft kontrovers aufgenommen, da er trotz seiner linken Weltanschauung nach eigenen Angaben nicht viel auf politische Korrektheit und Zensur in jeglicher Form gibt.

Mit dem gemeinsam mit Mozart unter dem Verlag Edition Outbird veröffentlichten Märchenduett „Seelenübertritt“ erweitert Benjamin Schmidt ein weiteres Mal seinen stilistischen Schaffensbereich und liefert seinen Lesern ein bewegendes Werk über das Leben, das Sterben und die Liebe. Wenig später erschien unter gleichem Verlag der prosaische Lyrikband „Fick die Musen“, dessen Titel schon vor der Veröffentlichung für heftige Diskussionen sorgte. Im Buch selbst geht es um zerstörerischen und gleichsam schöpferischen Eigenschaften der Kunst in Bezug auf das ebenso zwischneidige Schwert der Liebe in der Zwangsjacke gesellschaftlicher Normen.

Benjamin Schmidt bleibt ein Querdenker und seine Literatur eine Ausnahmeerscheinung mit vielen Ecken und Kanten. Neben thematischen Schwerpunkten wie Suizid, Depression, Behinderung und Inklusion, geht es in seinen Büchern schlicht und ergreifend um das Leben selbst, irgendwo zwischen Alltag und Abenteuer, wobei stets eine gewisse Zuneigung für das „Verkrüppelte“, das „Unvollkommende“ zu spüren ist.

Neben seinen Tätigkeiten als Grafiker und Autor, ist Benjamin Schmidt auch als Musiker in verschiedenen Projekten tätig und live auf der Bühne zu erleben. Er ist seit vielen Jahren aus Mitgefühl Vegetarier, Vater einer Tochter und konsumiert viel, viel mehr Kunst, als er selbst je machen könnte.